Walter Krämer. Schlosser, Politiker, Arzt von Buchenwald (2015)
16. September 2021
Ausschnitt aus einer Broschüre

Walter Krämer wurde am 21. Juni 1892 in Siegen als Sohn eines Lokomotivführers geboren. Er wuchs auf in einem konservativ-deutschnationalem Elternhaus. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Schlosser. 1911 verpflichtete er sich für vier Jahre als Matrose. Wegen des Kriegsbeginns musste er weiter dienen. Aufgrund der auf den Schiffen herrschenden Zwei-Klassen-Gesellschaft wandelte er sich zum Revolutionär. Er desertierte 1917, wurde gefasst und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Durch die November-Revolution kam er 1918 frei. Sein Leben war unstet. Er schloss sich der USPD an, kämpfte in der Roten Ruhrarmee und gehörte 1920 zu den Gründern der Kommunistischen Partei (KPD) in Siegen. 1923 heiratete er; im November desselben Jahres wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet und angeklagt. Das Leipziger Reichsgericht verurteilte ihn 1925 zusammen mit 14 anderen Siegerländer Kommunisten zu drei Jahren und sechs Monaten Haft.

1927 aufgrund einer Amnestie wieder in Freiheit, wurde er Politischer Leiter der KPD in Krefeld, danach in Elberfeld und in Kassel. Im April 1932 wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Wie Tausende von Genossen wurde Walter Krämer in der Nacht des Reichstagsbrands 1933 festgenommen und wiederum wegen Vorbereitung zum Hochverrat 1934 zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe wurde er in das KZ Lichtenburg eingeliefert; 1937 musste er beim Aufbau des KZ Buchenwald mitarbeiten. 1939 übernahm er dort die Leitung des Krankenbaus. Er eignete sich medizinische Kenntnisse und Fertigkeiten an, operierte heimlich Gefangene und rettete so zahlreiche Menschenleben.

Der KZ-Kommandant ließ Krämer in ein Außenlager nach Goslar-Hahndorf verlegen und dort am 6. November 1941 hinterrücks erschießen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Walter Krämer zahlreiche Ehrungen. Im Jahr 2000 wurde er posthum mit der Medaille „Gerechter unter den Völkern“ der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel geehrt.

Zum Holocaust-Gedenktag 2015 fand im AMS eine umfangreiche Ausstellung zum Leben Walter Krämers statt. Sie wurde von Vorstandsmitgliedern des AMS, Klaus Dietermann, Klaus Merklein und Hartmut Prange, sowie Mitgliedern der VVN-BdA, Hans Walter Klein, Joachim Mertens und Torsten Thomas, erstellt.

Ein neues Buch „Walter Krämer – Schlosser, Politiker, Arzt von Buchenwald“ von Klaus Dietermann und Prof. Dr. Karl Prümm erschien zur gleichen Zeit.